Im Jahre 1906 fand eine Evangelisation mit Prediger Robert Weisgerber im Löhl'schen Saal, einer Gastwirtschaft auf dem späteren Grundstück Moritz Haas, statt. Es kam zu einer Erweckung und viele, vor allem junge Menschen, entschieden sich für Jesus. Aber die teuflischen Mächte gerieten in Aufruhr. Der damals in unserem Dorf bestehende ,,Wirteverband" veranlasste den Gastwirt Löhl den Saal sofort zu kündigen. Die Evangelisation wurde dann in einem Saal im Pottaschenbau, dem jetzigen Haus Beinke, fortgesetzt. Auch hier fanden viele Frieden mit Gott.
In der Folge traf sich die Jugend zu gelegentlichem Singen. Ein Bruder Bördel, der zugezogen war, versammelte die Jugend zu chorischem Singen. Zu einem festen Zusammenschluß kam es aber nicht, da Bruder Bördel wieder verzog.
Der Wunsch nach einem Raum für die Gemeinschaft wurde immer stärker. Im Jahre 1908 kam es dann zum Bau des Vereinshauses, wie es damals genannt wurde. Alle legten Hand ans Werk, Die besondere Verantwortung lag bei den Brüdern Heinrich Georg, Karl Eibach und Eduard Betz.
Im Frühjahr 1908 wurde mit dem Bau begonnen und am 8. November 1908 - also vor nunmehr 103 Jahren- konnte das neue Vereinshaus in Dienst gestellt werden. Es wird berichtet, dass der damalige Präses des Vereins für Reisepredigt, Jakob Gustav Siebel aus Freudenberg, die Festansprache hielt. Zum Abschluß der Feier fand ein Gemeinsames Kaffeetrinken im Vereinshaus statt.
Sogleich nach der Indienststellung des neuen Vereinshauses - also Ende 1908- wurde der Gemischte Chor gegründet. Chorleiter wurde Franz Freund aus Holzhausen (Vater von Gerhard Freund). Erster Vorsitzender wurde Eugen Georg. Außerdem gehörten die Brüder Rudolf Weiel, Emil Weiel, Friedrich Michel und Heinrich Sartor zum Vorstand.
Ein Jahr später, im Jahre 1909, schloß sich der Chor dem Christlichen Sängerbund an der 30 Jahre zuvor im Jahre 1879 gegründet wurde. Franz Freund trat 1910 als Chorleiter zurück; sein Nachfolger wurde Ernst Ströhmann aus Oberdresselndorf.
Ernst Ströhmann hat den Chor bis 1925 geleitet. Allerdings musste während der Zeit des 1. Weltkrieges (1914-1918) wegen mangelnder Männerstimmen die Chorarbeit zeitweise ruhen. Aber aufgelöst hat sich der Chor nicht. Einige Brüder sind in den Kriegswirren Gefallen. Im Jahre 1920 zählte der Chor dann wieder 50 Mitglieder.
Im Jahre 1925 wurde Emil Schnell zum Chorleiter berufen. Nach seinem Weggang im Jahre 1927 übernahm Friedrich Heyer den Chor und leitete ihn bis 1930.
Nachfolger wurde dann Emil Pulfrich, der den Chor 42 Jahre lang, bis zum Jahre 1972 geleitet hat.
Wie schon erwähnt, gehört der Chor seit Herbst 1909 dem Christlichen Sängerbund an; ,,Christlicher Sängerbund deutscher Zunge" war der damalige Name. Das älteste Dokument des Chores datiert vom 12. Oktober 1909. Es ist ein Schreiben des damaligen Vorstehers des Sängerkreises Sieg - Dill der Mitteldeutschen Vereinigung im Christlichen Sängerbund, des Predigers Ernst Gebhardt aus Siegen. siehe besondere Anlage. Die Reaktion des Chores auf das Schreiben war der Beitritt zum Christlichen Sängerbund. Der Chor wurde der Mitteldeutschen Vereinigung und dem Sängerkreis Sieg - Dill zugewiesen.
Im Jahre 1922 wurde der Sängerkreis Sieg - Dill geteilt, unser Chor gehört seitdem zum Sängerkreis Dillkreis.
Das erste Kreis - Sängerfest des neuen Sängerkreises Dillkreis fand am 11. Juni 1922 in der hiesigen Kirche statt. Die Mitteldeutsche Vereinigung wurde 1936 geteilt und unser Sängerkreis dem Landesverband Sieg - Lahn zugeordnet.
Seitdem sind in unserer Region keine weiteren strukturellen Veränderungen erfolgt. Die erste Singewoche in unserem Chor fand im Jahre 1925 mit einem Lehrer Linder aus Stuttgart statt.
Im Jahre 1931 fand eine, den Älteren unvergessliche Ganztags - Singewoche mit dem erfahrenen Chormeister und Komponisten Fritz Liebig aus Stuttgart statt. Etwa 130 Teilnehmer aus der gesamten Mitteldeutschen Vereinigung nahmen daran teil. Die Gäste waren in den Familien in Nieder- und Oberdresselndorf untergebracht.
Im Jahre 1935 fand eine weitere Singewoche mit dem damals neuen Bundeswart des Christlichen Sängerbundes, Gottlob Schuler aus Ludwigsburg, und einem Bruder Schrader aus Reutlingen, statt.
Im Jahre 1933 -nach der Machtübernahme durch das Hitler-Regime- begann eine schwere Zeit für die Gemeinschaft und den Chor. Der Vorstand des Chores sollte ,,gleichgeschaltet werden, d.h. es sollten nur Männer im Vorstand sein die Anhänger des Nazi - Regimes waren.
Besonders bedroht waren der Gemeinschaftsleiter Karl Eibach und der Chorvorsitzende August Pulfrich. Die Nazis gaben sich schließlich damit zufrieden, dass Eugen Georg den „Vorsitz“ des Chores übernahm. Seit 1933 mußte der Chor Mitglied des Verbandes evangelischer Kirchenchöre im Reichsverband für evangelische Kirchenmusik und in der Reichsmusikkammer sein, um öffentlich singen zu dürfen.
So kam der 2. Weltkrieg (1939 bis 1945) und wieder wurden viele Brüder zum Militärdienst eingezogen. Die Chorarbeit litt darunter und zeitweise ruhte sie auch. Eine Anzahl Brüder sind nicht aus dem Kriege heimgekehrt. Sie sind gefallen oder verstorben. Diese Brüder gehören nun zu der vollendeten Gemeinde, die in Gottes Herrlichkeit das Loblied singen. Die Zeit geht weiter und der Chor erlebt eine neue Blüte. 1948 zählt er 62 Sängerinnen und Sänger.
Die alljährlichen Sängerfeste waren immer besondere Höhepunkte. Hervorzuheben sind die ersten Feste nach den beiden Kriegen zum Kreisfest 1920 wanderte man frühmorgens nach Siegen, abends kehrte man mit dem Zug zurück. Zum Kreis - Sängerfest 1946 in Offdilln wurde ein Sonderzug eingesetzt.
Der Chor hat alljährlich einen Ausflug unternommen, zunächst Wanderungen und später auch Fahrten mit Omnibussen. Die erste Omnibusfahrt fand 1927 an den Rhein statt; es war ein Bus mit 30 Holz - Sitzplätzen, aber 40 Personen fuhren mit nach Bad Schwalbach, Rüdesheim und Koblenz. Das war für alle Teilnehmer ein Erlebnis, denn nur wenige hatten bis dahin den Rhein gesehen. Durch Familie Heyer bestand eine herzliche Verbindung zu dem Allianzchor in Wuppertal - Barmen Im Jahre 1933 machte der Wuppertaler Chor seinen ersten Besuch bei uns. Ein Jahr später erwiderte unser Chor den Besuch in Barmen.
Im Jahre 1957 wurde durch Missionar Paul Schmidt aus Waldbröl die Verbindung ins Remstal aufgenommen. Das erste Mal waren wir vom 15. bis 17. Juni 1957 dort, anlässlich der Bibellesebund - Tagung in Fellbach. Durch Bruder Wilhelm Wagner, der als Inspektor im Dienste des Württembergischen Brüderbund steht, wurde ein noch engeres Verhältnis zu den Remstälern, besonders zu den Winterbacher Geschwistern, geknüpft.
Damit soll mein Bericht schließen.
Der Gemischte Chor der Evangelischen Gemeinschaft Niederdresselndorf hat sich stets als Gemeindechor verstanden. Seine wichtigste Aufgabe bestand und besteht darin, das Lob Gottes sowie die Gnade und Liebe Jesu Christi in seine Liedern zu rühmen und zu verkündigen.
Soli Deo Gloria! Gott allein zur Ehre.
Die Gründungsväter gaben im Jahre 1908 dem Chor den Namen ,,Eben - Ezer" Bis hierher hat der Herr geholfen. Diese Aussage des Samuel in 1.Sam. 7,12 hat sich in 103 Jahren Chorarbeit bewahrheitet. So darf die Arbeit getreu dem nach der Satzung des Chores vom 11. April 1932 gegebenen Motto aus Kolosser 3.16 weitergehen: Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen in aller Weisheit. Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern und singet dem Herrn in euren Herzen.
Wilhelm Pulfrich